Aus der Wissenschaft – für die Praxis

VISIOcoach basiert auf wissenschaftlicher Forschung. Das Team um Frau Professor Trauzettel-Klosinski forschte bereits vor vielen Jahren an einer Möglichkeit, Patienten mit Hemianopsie ein Heimtraining zu bieten.

So kam es, dass die Forschungseinheit für visuelle Rehabilitation an der Augenklinik Tübingen eine Software entwickelte, mit der ihre Patienten zuhause eigenständig ihre Augenbewegungen trainieren konnten. Die Software war bewusst einfach entwickelt worden, um die Patienten nicht zu überfordern und das Training so leicht wie möglich zu gestalten. Ziel war es, die Augenbewegungen zu trainieren, damit die Patienten mit ihrem Restsehvermögen ihr Umfeld besser und schneller wahrnehmen und die Hemianopsie dadurch weitestgehend kompensieren können.

Der Erfolg konnte in einer randomisierten, kontrollierten Studie an der Augenklinik Tübingen nachgewiesen werden (siehe Roth et. al. 2009). Selbst Patienten, bei denen der Eintritt der Hemianopsie mehrere Jahre zurücklag, verbesserten Ihre Werte. Die Studie zeigte, dass die Gruppe, die mit VISIOcoach trainierte, sich im Vergleich zu der Gruppe, die ein Placebotraining bekam, verbesserte: Reaktionszeit und Orientierungsvermögen wurden verbessert. Dies wirkt sich auf die Sicherheit beim Gehen aus und verringert die Anzahl der Stürze und Kollisionen mit Personen und Gegenständen.

Seit 2010 ist die Software für das Heimtraining als Produkt VISIOcoach erhältlich.

Im Jahr 2015 vergab das VISIOcoach-Team der Augenklinik den Vertrieb an die Firma VISUS, welche in Deutschland als Marktführer für den speziellen Bereich von Sehtrainings-Produkten gilt.

In einer späteren Studie konnte das Team die Wirksamkeit von VISIOcoach bei Retinitis pigmentosa nachweisen (Ivanov et al., 2016). „RP-Patienten“ leiden an einer Erkrankung der Netzhaut, bei der sich das Gesichtsfeld bis auf den zentralen Bereich verengt, ähnlich wie bei einem „Tunnelblick“. Man fand heraus, dass auch diese Patienten durch das Training mit VISIOcoach im Alltag deutlich sicherer unterwegs sind und schneller reagieren.

Eine für Kinder entwickelte Version des „Hemianopsie Personal“ Programms wird im Jahre 2017 verfügbar sein. Die dazugehörige Studie wird demnächst veröffentlicht.

Literatur

1. Roth T, Sokolov AN, Messias A, Roth P, Weller M, Trauzettel-Klosinski S. (2009) Comparing explorative saccade and flicker training in hemianopia: a randomized controlled study. Neurology 72(4): 324-331.

2. Roth T, Sokolov A, Messias A, Roth P, Weller M, Trauzettel-Klosinski S (2009) Sakkadentraining verbessert visuelle Exploration bei Hemianopsie – Eine randomisierte kontrollierte Studie. Zeitschrift prakt Augenheilk 30:403-410

3. Trauzettel-Klosinski S (2012) Visuelles Rehabilitationstraining von homonymen Gesichtsfelddefekten. Ophthalmologe, 109:496-500

4. Cordey A (2012) Exploratives Sakkadentraining – Kompensation von homonymen Gesichtsfelddefekten. Orthoptik – Pleoptik 35:19-28

5. Ivanov IV, Mackeben M, Vollmer A, Martus P, Nguyen NX, Trauzettel-Klosinski S (2016) Eye Movement Training and Suggested Gaze Strategies in Tunnel Vision – A Randomized and Controlled Pilot Study. PLoS ONE 11(6): e0157825. doi:10.1371/journal.pone.0157825

Die Projekt-Mitglieder stellen sich vor